„Horst-Eiberger-Union“: 
In Essen-Horst wird wieder Bier gebraut 

30/05/2016 HEU-Bier


Bester Laune: Die Gründer der „Horst-Eiberger-Union“ mit ihrem neuen Export-Bier aus Horst. Gebraut wird allerdings im Sauerland.

Foto (im hintergrund): Schlich/OH

Essen-Horst/Eiberg.. Am Anfang war es nicht mehr als ein launiges Gespräch unter Männern, als sich Mario J. Schlich und seine sieben Freunde zum Stammtisch in der Kneipe „Zur Krone“ an der Dahlhauser Straße trafen. Doch nach ein paar „kühlen Blonden“ reifte in der Runde die Idee, selbst unter die Brauer zu gehen. Drei Jahre später, pünktlich zur 850-Jahr-Feier Eibergs, darf das Ergebnis offiziell verköstigt werden: das Exportbier der „Horst-Eiberger-Union“, kurz HEU genannt. Darauf ein dreifach kräftiges „Zickezacke, zickezacke, Heu, Heu, Heu.“


50-Euro-Schein als Urkunde


In der Nacht zum 23. März 2013 wurde nicht nur einiges getrunken, sondern vor allem viel erzählt. Auch von der alten Horster Tradition, Bier zu brauen. „Die Union-Brauerei wurde 1889 an der Altendorfer Straße, der heutigen Horster Straße, gegründet“, weiß Mario J. Schlich. Damals brachten Kaufleute aus Düsseldorf und Krefeld ein Bier auf den Markt – ein bernsteinfarbener Tropfen, geschmacklich ein Gegenentwurf zum herben Pils, das ansonsten die trockene Kehle hinabfloss. Noch vor der Jahrhundertwende übernahmen der Steeler Heinrich Tosse und einem gewisser Schulte-Bäuminghaus das Brauhaus, deren Ausstoß im Jahr 1914 bei stattlichen zwei Millionen Litern lag. Doch schon vier Jahre später kaufte die Dortmunder Union-Brauerei das Unternehmen und beendete so die Horster Braukunst.


Die Idee der Stammtischrunde war also, jene lokale Brautradition wieder aufleben zu lassen. „Eine Bierlaune“, gibt Schlich zu, „doch so viel hatten wir auch nicht intus, als dass wir den Plan nicht per Urkunde festgezurrt hätten.“ Als Gründungsdokument musste ein 50-Euro-Schein herhalten, auf dem alle acht Brauer unterschrieben und so besiegelten, was anfangs den sperrigen Namen „Union-Stifts-Bräu Horst Export bis Eiberg-Brauerei“ trug. Später habe man sich auf das griffige HEU, kurz für Horst-Eiberger-Union“ geeinigt.


Klare Vorstellungen von dem, was in den Flaschen landen sollte, hatten die trinkfreudigen Kumpane jedoch sofort. Ein Exportbier nach altem Muster sollte es sein. Süffig-mild, bernsteinfarbig, abgezapft in stattlichen Ein-Liter-Flaschen, jeweils zu Sechst in einer Holzkiste verpackt. „Es hat lange gedauert, bis wir eine Brauerei fanden, die uns den Tropfen nach genau unseren Vorgaben brauen wollte und konnte“, erinnert sich Schlich. Im Februar 2016 war es dann soweit: Franz Mast, Braumeister im sauerländischen Willingen, war von der Idee begeistert, obwohl ein Originalrezept nicht mehr aufzutreiben war.


Im April dieses Jahres wurde das Gebräu – mit 5,4 Umdrehungen beileibe kein Leichtgewicht – in Fässer abgefüllt. Exakt 850 Liter, für jedes Jubiläumsjahr einer. „Diese werden wir in 0,3-Liter-Bechern zu je 2 Euro auf dem Eiberger Stadtteilfest verkaufen“, sagt Schlich. Dass sie auf dem Bier sitzenbleiben könnten, davor haben die Hobbybrauer keine Angst. „Das Bier scheint zu schmecken, wir hatten Vorbestellungen für 250 Kästen Flaschenbier, also 1500 Liter. Die sind schon weg.“

Den Markt überschwemmen wollen die Horster mit ihrem Export nicht. Es soll, wenn es sich durchsetzen sollte, aber weiterhin in einer Kleinserie, zweimal pro Jahr, gebraut werden. „Es bleibt also ein Bier der Marke „alles in Handarbeit“, verspricht Schlich. „Wir haben ja nicht nur das Etikett entworfen, sondern kleben es auch noch selbst auf die Flaschen.“ Ein Ziel gibt es dennoch: „Passende Gläser in Auftrag geben, das hätte was.“



Erste Verköstigung auf Eiberger Jubiläumsfest


Am 19. Februar 1166 wurde Eiberg erstmals urkundlich erwähnt. Das Jubiläum zum 850-jährigen Bestehen des geteilten Ortsteils, der heute auf Essener und Bochumer Stadtgebiet liegt, will der Heimatgeschichtskreis Eiberg am 4. Juni rund um die ehemalige Eiberger Kirche am Schultenweg feiern. Gäste sind von 11 bis 22 Uhr willkommen.


„Das Fest haben wir in Kooperation mit lokalen Vereinen, Institutionen und Gruppen organisiert“, erklärt Christian Schlich, Vorsitzender des Geschichtskreises. Finanziell unterstützt wurden die Eiberger von der Bezirksvertretung VII (Steele/Kray) und der Sparda-Bank Essen. Zusammen mit den Jubiläen des Reit- und Fahrvereins Steele-Horst vom Schulte-Bockholt-Hof (50 Jahre) und der Jugendfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr Horst-Eiberg (20 Jahre) erwarten die Gastgeber eine gelungene Party.


Das Festprogramm umfasst eine Ausstellung von Klaus Geiser zur Eiberger Geschichte, Kinderspiele vom Franz-Sales-Haus, Ponyreiten und Dressurreitvorführungen, eine historische Trecker-Ausstellung der „Schlepperfreunde Ruhrtal“ sowie jede Menge Musik – unter anderem mit der „United Brass Big Band“ und der „Wolfpack Drumline“ des Gymnasiums Wolfskuhle sowie der Horster „Pfarrfestband“. Daneben treten Tanzgruppen der Märkischen Turngemeinde Horst auf.


Gegen 17 Uhr wird der Essener OB Thomas Kufen einen Gedenkstein enthüllen. Im Eiberger Café und Lädchen des Franz-Sales-Hauses werden Kaffee und Kuchen, Reibekuchen sowie Produkte vom Klosterberghof serviert. Die Feuerwehr wirft den Grill an.

Michael Heiße (WAZ 30.05.2016)